kalifornischer Zeitrechnung
edited in Berlin/Germany am Sonntag, dem 10. August 2008


Der siebte Hochzeitstag


Anlässlich meines 7. Hochzeitstages muss der Ticker heute mal schweigen und die werte Leserschaft mit etwas Selbstgemachtem traktiert werden. Zu gut deutsch: Ich ziehe (Zwischen-)Bilanz!

Oder soll ich schreiben Lebenslauf? Bewerbung gar, oder Memoiren? Ach nein, das wäre mir zu billig - so wie die "Lebenserinnerungen" Regierender Bürgermeister, die glauben, als erster Schwuler ein Öffentliches Amt zu bekleiden.

Aber der Reihe nach: Am 17. Juni 1985 hob ich einen Schatz aus der anonymen Masse der Homosexuellen: "Meinen" Jörg, zwölf Jahre jünger. In Bremens erster Homodisco "downtown" geschah dies und er hielt mir bis zum heutigen Tage die Treue.

1992 - nach dem Fall der Mauer - geschah dann ein Wunder. Der Schwulenverband SVD, der aus der Bürgerrechtsbewegung der ehemaligen D"D"R hervor gegangen war, rief am 19. August dazu auf, die Standesämter zu stürmen. Da wir in Berlin-Schöneberg wohnten, ließen wir uns diese Gelegenheit zum Outing zur primetime natürlich nicht entgehen. Man heißt ja schließlich nicht Schill oder gar Kusch. Extra-dry vom NDR persiflierte diesen Vorgang in gewohnt gekonnter Weise. Leider verfügen wir über keine Mitschnitte unseres ersten Fernsehauftritts.

1996 schafften wir es aber immerhin ins Frühstücksfernsehen: Video 1 und Video 2 (ca. 13min und 10min). Mit Pfarrer!

1998 war Kohl dann weg und Gasmann Schröder legte mit grünem Beistand los. Mit der koalitionsvertraglich abgesprochenen "Homo-Ehe" haperte es anfangs jedoch reichlich. Bei der SPD, aber auch in Berlin. Als es am 1. August 2001 endlich soweit war, wollte man in der Hauptstadt das Lebenspartnerschaftsgesetz partout nicht verstehen. Schwamm drüber, mein Verlobter und ich feierten einen wunderschönen Polterabend im Tränenpalast, der (kostenträchtige) Notarbesuch entfiel.

Zwischendurch durften wir dann noch mal auf unsere prekäre Lage aufmerksam machen. Prekariat statt Notariat, das hat doch was!

2004 gabs dann schon wieder Ärger, weil man im Arbeitsamt (wo sonst?) zu doof war, amtliche Urkunden zu interpretieren. Die ehrenwerten, weil armen Macher der Berliner Zeitung retteten unser Menschenrecht auf Liebe zum gleichen Geschlecht und Herr Senator Dr. Ehrhart Körting harmonisierte den Urkundstext auf bundeseinheitlicher Basis flugs. Na also, geht doch!

2005 bis heute: Von wegen, jetzt wird gehartzt! Ich darf mir nun anschauen, wie man meinen Mann, mittlerweile 46, quält. Ja, quält - ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein. Wer mich kennt, weiß allerdings, dass ich gelegentlich etwas cholerisch reagiere. Und so ergab sich jüngst für mich eine prima Gelegenheit, in Deutschlands größtem "JobCenter" folgenden Satz zu schreien: "ZIEHEN SIE SICH SEHR WARM AN!"

Das haute rein! Schon nach 2 Monaten hagelte es eine "Maßnahme". Nicht für mich, den Brüller, nein, mein Schatz, der Bedarfsgemeinschafts-"Führer" Jörg ward mit einem Hausverbot belegt, weil sein Verhalten "Gewaltbereitschaft" nahe lege. Man hatte uns wohl verwechselt, wegen der ähnlichen Namen. So ein Pech aber auch!

So, liebe Gaymeinde, hier enden zunächst meine Leviten aus dem Nähkästchen. Nun wollen wir mal schauen, ob die Sache justiziabel ist. Wir leben ja schließlich in einem Rechtsstaat, oder?!

Fortsetzung folgt! Garantiert perpetuell und in-indulgent (lat.: beständig/fortwährend, aber nicht nachsichtig). Basta!

Herzlichst,
Euer Georg W. Falkenhagen
Verfassungshüter h.c.

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