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Geschäftsmann Rainer Schaller: Der Mann für McFit und die Love-Parade

Mit Leidenschaft Geschäftsmann
Schaller hat mit Risikobereitschaft Deutschlands größte Fitnesskette aufgebaut

Rainer Schaller lebt zwei Leben. Fünf Tage pro Woche in der Metropole Berlin, zwei in der fränkischen Provinz. „Glück“ nennt das der Besitzer von Deutschlands größter Fitnesskette.

Frage: Im Alleingang eine Fitness-Kette gründen, eine insolvente Love-Parade retten, mit dem VW-Bus Pakistan durchqueren: Sie lieben unkonventionelle Ziele?
Rainer Schaller: Ziele, die anderen nicht realisierbar erscheinen mögen und die mir nicht nur einmal den Ruf eines Spinners einbrachten.
Frage: Welcher Charakter verbirgt sich hinter diesem Spinner? Eine Kämpfernatur oder ein naiver Optimist?
Schaller: Eher ein Sportsgeist, der nach der Devise lebt: Diejenigen Ziele, die man sich nicht steckt, kann man auch nicht erreichen.
Frage: Was treibt Ihren „Geht nicht, gibt's nicht“-Geist an? Geld, Ruhm, Macht?
Schaller: Ein unternehmerisches Verrücktsein und ein ehrlicher Kaufmann-Charakter. Beides habe ich von meinem Opa mütterlicherseits geerbt, übrigens auch ein Edeka-Kaufmann. Wie ihm geht es mir nicht darum, viel Geld zu verdienen, sondern darum, dass die Arbeit Spaß macht. Und wenn das nicht mehr der Fall ist, mache ich etwas anderes.
Frage: Sind Sie sprunghaft?
Schaller: Nein, zwar zählt Geduld nicht zu meinen Haupttugenden, und mir wird auch schnell langweilig. Da ich aber gleichzeitig sehr ausdauernd bin, gleicht sich das aus. Generell vernachlässige ich meine Schwächen und konzentriere mich auf meine Stärken.
Frage: Die da wären?
Schaller: Ich kann sehr gut im Team arbeiten, ein Team anführen und motivieren. Und bin, wie gesagt, eine ehrliche Haut.
Frage: Aber Ihre McFit-Karriere begann mit einer Lüge!
Schaller (lacht schallend): Das war eine Notlüge. Damals dachte ich, wenn man die Numero eins in Europa werden will, muss man so tun, als gehöre man zu einer großen amerikanischen Kette. Also schrieb ich auf die Flyer: „McFit, jetzt auch in Würzburg“. Bei der Eröffnung flog das Ganze auf und ich musste zugeben, dass es die erste Filiale ist.
Frage: Muss man also nicht ab und an schwindeln, um seine Ziele zu erreichen?
Schaller: Eher muss man häufiger die Regeln brechen, nach dem Motto: „Wenn alle nach rechts gehen, gehe nach links!“
Frage: Wann haben Sie das zuletzt befolgt?
Schaller: Letztlich beruht das McFit-Konzept darauf. Ich habe das Studio zu einer Zeit gegründet, in der die Branche auf Wellness gesetzt hat. Wenn alle Wellness machen, dachte ich, mache ich Fitness pur und konzentriere mich auf das Wesentliche...
Frage: . . . und auf die Arroganz der Menschen – wie der McFit-Slogan „Einfach gut aussehen“ verrät.
Schaller: Ist das verwerflich? Eine Umfrage unter unseren Kunden hat gezeigt, dass attraktiv zu sein das Hauptmotiv ihres Trainings ist. Erst an zweiter Stelle geht's ihnen um Gesundheit.
Frage: Ist Rainer Schaller, der Love-Parade-Retter, ein Raver?
Schaller: Sagen wir ein Fan der elektronischen Musik, der mit Kraftwerk und Yellow aufgewachsen, aber offen für alle Musikstile ist. Ich habe als Kind Klavier gespielt und später Keyboard in einer Band.
Frage: Die Sie gegründet haben, versteht sich.
Schaller: Richtig, aber das war mehr privat, eine kleine Schlüsselfelder Schüler-Cover-Band.
Frage: Wie sportlich ist Rainer Schaller, der McFit-Gründer?
Schaller: Mit 15 hatte ich meine ersten Hanteln in der Hand, trainierte fünfmal pro Woche in einem Studio, bis ich wenig später Geräte aus einer Konkursmasse aufkaufte und im Dachboden meines Elternhauses ein eigenes Studio eröffnete, für mich und meine Freunde. Außerdem fahre ich im Sommer leidenschaftlich gerne Rennrad und ich schaue eifrig Fußball.
Frage: In Ihrer Männer-WG in Berlin?
Schaller: Am liebsten, dort stört uns keine (lacht). Acht Männer, 90 Quadratmeter, ein Kühlschrank gefüllt mit Bier, ein Fernseher, vier Stockbetten . . .
Frage: . . . die Frage, ob Sie oben oder unten schlafen, hat sich wohl erübrigt.
Schaller: Ich schlafe unten. Oben liegt mein Controller.
Frage: Fünf Tage pro Woche mit acht Männern in Berlin, mit Ihrer Liebsten am Wochenende in Unterfranken: Wo lebt es sich besser?
Schaller: Ich bin in der glücklichen Lage, zwei Leben leben zu können. Ich schätze die hippe Metropole Berlin, mit ihrer multikulturellen Künstlerszene, mit Stress, Underground und meiner Männer-WG. Doch am wohlsten fühle ich mich dort, wo meine Freundin zu Hause ist: in Unterfranken. Ich liebe den Wein, Würzburg – eine der schönsten deutschen Städte, wie ich finde – und das Klima. Die Lebensqualität in Unterfranken ist einfach einmalig!

Zur Person
Rainer Schaller
Im Januar 1969 in Bamberg geboren, wächst Rainer Schaller im fränkischen Schlüsselfeld auf. Mit 17 Jahren macht er eine Lehre als Einzelhandelskaufmann, anschließend seinen Betriebs- und Einzelhandelsfachwirt. Fünf Jahre später übernimmt er, 22-jährig, seinen ersten Edeka-Markt. Es folgen drei weitere. 1997 gründet er in Würzburg McFit – mit inzwischen 101 Filialen und 700 000 Mitgliedern. 2006 investiert Schaller zwei Millionen Euro in die insolvente Loveparade und übernimmt die Gesellschaftsanteile zu 100 Prozent.
(Main Post, 25.03.2009)

Frage: Wann wird dieser "Mann" endlich verhafted?

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