10 Jahre hinter Gittern
In der Zelle den digitalen Wandel verpasst
Neue Toleranz gegenüber Homosexuellen
In subtilerer Weise hat die Homosexualität eine schwer definierbare Barriere überwunden. Vor zehn Jahren wurde noch darüber diskutiert, ob es eine angeborene Orientierung ist. Das Wort Schwuchtel wurde auch in gebildeter Gesellschaft gebraucht. Ich hatte einen Freund, dessen Mutter, eine Künstlerin, nach seinem Coming Out fünf Jahre lang nicht mit ihm sprach.
Für kreative City-Bewohner war Schwulsein akzeptabel. Überall sonst war es das nicht, und manchmal waren die Konsequenzen brutal. Ein Freund von mir wurde als "Schwuler" verprügelt; er war nicht homosexuell, sondern kleidete sich nur extravagant, aber für die Jungs, die aus Long Island in die Stadt gekommen waren und ein Opfer suchten, reichte das schon. Nachdem sie ihn verprügelt hatten, urinierten sie auf ihn.
Es gibt immer noch umstrittene Themen bei der Homosexualität wie das Recht zu heiraten oder Kinder zu adoptieren, aber es wird als gegeben hingenommen, dass einige Menschen nun einmal so sind. Als der Ehemann der Republikanerin Michelle Bachmann ein Geschäft daraus machen wollte, Homosexuelle zu "heilen", wurde er von den Medien durchgängig verspottet.Soweit ich das beurteilen kann, hat Amerika in den letzten zehn Jahren die Homosexuellen in die Familie der akzeptablen Lebensformen aufgenommen. Ein Autor, den ich treffen sollte, wurde mir in allen Einzelheiten beschrieben, der letzte Satz lautete: "Übrigens ist er schwul." Vor zehn Jahren wäre das der erste gewesen.
Ob das nun durch eine generell größere Aufgeklärtheit der Bevölkerung kommt oder durch das Auftauchen von offen homosexuellen Celebrities wie Ellen DeGeneres und Neil Patrick Harris, um nur zwei zu nennen, es ist auf jeden Fall ein Fortschritt.Sogar die konservative afroamerikanische Community hat sich nicht gegen Sänger und Sportler aus ihren Reihen gewandt, die ihr Coming out hatten. Hotels bieten zusammenreisenden Männern Doppelbetten ohne mit der Wimper zu zucken, und ich wurde gefragt, ob ein Freund und ich "zusammen" wären, ganz sachlich, ohne dass irgendein Ton von Anzüglichkeit in der Luft gelegen hätte.
Homosexualität ist normal geworden. Meine Freunde können den Unterschied nicht sehen. Wenn ich frage, ob sie bemerkt hätten, dass da eine neue Toleranz in der Luft liegt, behaupten sie, so sei das schon lange.
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