Rixdorf, 20.4.11: Palim palim palurka, ick koof ma keene Burka!

Und nochn Gaydicht:

Hier wohnt ein Zeitgeist
der allen in die Eier beißt,
die das R nicht rollen können
nur noch lispeln, lallen und auch
frömmeln, fremdeln und nichts ...

Guten Tag, meine Damen und Herren!

Dieser Blog verändert nun leider wieder einmal sein Angesicht.

Ich habe mich entschieden, nicht mehr weiter wie bisher, nur selber Nachrichten aus dem einschlägigen Bereich zu sammeln und zu bündeln. Das könnt ihr auch!

Ich schreib' jetzt mal mein Tagebuch, und zwar andersrum, in loser Folge und voll biografisch.

Logischerweise fange ich gestern an:

Mein Mann und ich stürmten gegen 11 Uhr das Jobcenter Neukölln, Deutschlands berühmtestes, denn mehr Kunden als hier gibts Nirgends in der Republik. Der Bürokratenapparat residiert hier im "Kindl Boulevard" und hat viele Kunden. Die Orientierung fällt schwer, weil man erst mal nicht weiß, wohin; falls die berechtigterweise zu beanspruchende Kohle ausblieb.

Nun denn. Zunächst prallte unsereins auf eine rückwärts laufende Rolltreppe. OK, nehmen wir halt den Aufstieg. Oben gelangen wir in einen Raum mit einem fetten Ex-Ostpreußen ohne Zähne inner Fresse, der die Hilfesuchenden grummelnd mahnt, sich bloß nicht auf dem Handy anrufen zu lassen. Handyverbot!

Das fanden wir schon mal ungerecht und wiesen den Wachmann darauf hin, dass sein Ansinnen jeglicher Rechtsgrundlage entbehre. Das von uns erregte Aufsehen war erheblich und so kam man in der neudeutschen Kirche der Armen ins Gespräch. Die Wartezone war sehr repräsentativ gefüllt, und nicht nur die Raumtemperatur stieg.

Zum Beispiel erfuhr man - so nebenbei - dass erstklassig deutsch sprechende Jugendliche mit "Migrationshintergrund" offenbar dazu verdonnert worden waren, gefälligst einen Deutschkurs besuchen zu müssen, obwohl sie es schon konnten. Säuglinge schrien um Hilfe, die Spannung stieg mit jeder Minute, die sich das Ende unserer Schlange dem Staats-Altar näherte.

Dieser wurde von drei Damen gebildet. Der "Nur-Abgabe"-Bereich hatte eine eigene Furt, dargestellt von dem besagten Wachmann mit Bauch, ohne Zähne, aber als Herr Wichtig, was ihm misslang. Weil wir nun inzwischen auch etwas lauter geworden waren, stieß ein weiterer - ungleich fescherer und jüngerer Typ - hinzu. Auch dies vermochte uns jedoch nicht zu beeindrucken, die Schlange schlängelte sich allerdings inzwischen auffallend schneller zum Ziel. Stühle gabs nicht, Sitzen nur in den Aufrückpausen auf den Fensterbänken.

Kurz vor Toresschluss waren wir dann endlich dran: Zunächst ein grelles Schild: Wenn Sie sofort Geld brauchen habe man/frau/kind gefälligst einen Kontoauszug der letzten 4 Wochen beizubringen, als Pleite-Nachweis quasi. Irgendwo vorher wird man zwar nie auf diese ganz spezielle Regel hingewiesen, in den sonst vor "Rechtsbelehrungen" nur so strotzenden Bescheiden dieses unseres Staates, die offenbar keiner mehr versteht. Weder Deutsche noch die Menschen mit der Hintergrundstrahlung.

High Noon! Das Personal hat Hunger und drängt zur Mittagspause. Zutritt nur noch bis zwölf Uhr dreißig erfährt man beiläufig. Die Ungemütlichkeit hat inzwischen alle erfasst, auch die Unsrige. Wir tragen unser Anliegen vor, die BG-Nummer auswendig zu wissen empfiehlt sich. Am Tresen durch unsere Bundespersonalausweise ausgewiesen, durften wir dann endlich unser Anliegen vortragen. Mit verteilten Rollen versteht sich, denn als schwules Männerpaar stiftet man in solchen Kreisen natürlich Verwirrung.

Frau war aber nett und vermittelte uns einen Sondertermin bei der Chefin. Es war inzwischen Mittag geworden und die Herrschaften strebten einer Pause - gefühlt: dem Feierabend - zu.

Dann in Zone zwei: Zirka 15 Personen in einem stickigen Großraumbüro, Trennwände, Wartenummernbefolgungsritual. Ein Wasserspender, leider leer. Ich konnte es mir nun nicht verkneifen, das Hilfspersonal zu bitten, den für die Befüllung mit Leitungswasser vorgesehenen Apparat amerikanischer Bauart mit Frischem zu befüllen. Die Hilfspolizisten reagierten erstaunlich schnell.

Besonders beeindruckte mich die daraufhin folgende Nachfrage der übrigen Dürstenden aus dem Wartebereich. Da war ich mal Muslim!

Dann kamen mein Mann und ich endlich dran. Wieder die gleiche Litanei. Sie müssen einen Kontoauszug der letzten 4 Wochen dabei haben, sagt die Junior-Chefin.

Wir können aber nicht! Online-Konto, Druckerpatrone (Kostenpunkt 20 €) leer, wie sollen wir denn noch unsere Armut nachweisen? OK, sagt die Juniorchefin der Brigade, ich mach mal ne Ausnahme, hier ist mein Computer, bitte einloggen. Monitor umdreh, Maus greif, als Unterlage diente meinem Mann seine Military-Hose. Sie dürfte das ja eigentlich gar nicht, sagte die Nette, und dann gabs auch noch Probleme beim Ausdruck des Mittellosigkeitsnachweises im Querformat.

Ob das Mädel "blond" war, interessiert im vorliegenden Fall nicht. Denn das Jobcenter Neukölln zu Berlin zündete nun Stufe drei seiner Sozialrakete. Sie kriegen wohl was, womöglich auch Bares, lautete das vorläufige amtliche Endergebnis.

Wir waren dann als Letzte dran. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das um uns ungeduldig herum wuselnde Personal des Jobcenters überwog. Unsere Geduld überwog nun trefflich. Wir ließen sie genüsslich weiter leiden, denn nun kam auch noch das offenbar unausgereifte Computersystem der so genannten Agentur für Arbeit ins Spiel!

Das gesamte "Team" einschließlich der Sicherheitsleute kämpfte um die verdiente Hilfeleistung, ein Hauch von Solidarität lag in der Luft. Nur diese blöden Computer streikten, die - inzwischen zugesagte Barauszahlung - wollte einfach nicht auf Anhieb gelingen. Haushaltstitel, Bund und Kommunnen, Kameralistik pur. Titel waren jetzt nicht mehr so gefragt, der gemeinsame Feind war das System! Ich (61) sollte sogar noch einen Joke aus meiner Jugend bringen...

Dann, kurz vor zwei, war es soweit: 39 Euro, bar auf die Hand. Es habe ein Verwaltungsversehen vorgelegen, das zur Erlangung der verbrieften Leistung erforderliche Dokument befinde sich nun bei der Akte, Widersprüche solle man besser nicht einlegen, das hindere nur den Verwaltungsablauf etc. pp.

Gnade? OK, aber über die Systematik müssen wir wohl noch mal sprechen, Mädels. Höheren Ortes allerdings ...

FROHE OSTERN ALLERSEITS!!!

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