Schwule fordern Rehabilitierung
Die Würde des Menschen ist unantastbar? frage ich homo sapiens mich nun allerdings auch allmählich. Zunächst schaue ich bei der in Rede stehenden Sache in meine Seele und stelle dabei fest: Ich bin, war und werde gay/schwul/Pupe/vom anderen Ufer usw. usf.
Das habe das schon gewusst, seit ich denken kann und bemerkte, dass ich in einer feindlichen Umwelt aufwachsen würde. Deshalb lernte ich früh das Verheimlichen meines So-Seins. Pappi (wohl noch "Jungfrau") fiel beim Betrachten von Schauspielerinnen im TV häufig durch Sprüche wie "Wer die im Bett verliert, muss schwul sein" und seine Einstellung zur Frauenwelt kleidete er gerne auf Latin in die Vokabeln "mulier taceat in ecclesia". So war er denn auch zu Mammi, gerne auch (aus Verzweiflung?) dem Trunke ergeben, was dann auch folgerichtig zur Scheidung meiner Eltern führte. Das ist für kein Kind schön, insbesondere für den ältesten Sohn, also mich welcher "Dicki" genannt wurde. Einen jüngeren Bruder hatte ich auch, so eine Art Abel, er konnte mir nie das Wasser reichen, kam mit seiner normativen Heterosexualität bis zu seinem frühen Tode am 17.11.2009 mit 58 Jahren nie zurecht. Pappi hatte das Zeitliche schon am 3.4.1975 gesegnet, mit 55. Ich glaube, er war auch gay.
Mein Outing hatte ich mit 24 Jahren bei Mammi, ich weinte dabei sogar, was ich inzwischen verlernt habe, außer vor Rührung, Glück und beim Lachen. Signifikant war Mammis Reaktion: "Das hätte ich nie bei dir gedacht", will heißen: Tarnung geglückt und außerdem gut für das Image in der Homo-Welt. Die lernte ich allerdings erst mit 29 Lebensjahren kennen. Das ist zugegebenermaßen ziemlich spät. Bis 1985 tobte ich mich dann so richtig aus (hatte schließlich großen Nachholebedarf) und auf Dauer auf diesem Gebiet immer nur der Alleinunterhalter zu sein ist unnatürlich.Am 17. Juni 1985 endete dann die Jagd auf die große Lebens-Liebe im "down-town" zu Bremen und dauert seitdem an. Besiegeln konnten wir Streben nach Gleichheit leider erst in der Frühform einer ELP (Eingetragene Lebenspartnerschaft), vulgo "Homo-Ehe" am 10.8.2001. Das war schon eine ziemlich politische Sache, wenn man z.B. der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag via Wehner erklären musste, dass nicht alle Homo-Paare Doppelverdiener ohne Kinder sind. Oder wie die Zeremonie (ohne Notar, das gabs damals nur in Bayern) abzulaufen hat und die entsprechenden Urkunden zu texten sind. Berlin kam uns, dort wohnhaft ab 2.7.1990, reichlich dilettantisch vor.
Wowereit hievten wir über die Finanzwelt auch 2001 in den Sattel, wie wir das machten muss leider aus Geheimschutzgründen verschwiegen werden.
Nicht allerdings, dass wir es ausdrücklich begrüßen, wenn er am 11.12. seinen Hut nimmt. Wir haben ihn nämlich nie wirklich gemocht, denn er hat unser Patent verletzt. Aber immerhin grüßte KW meinem Reichsversuchsgatten Jörg auf dem lesbisch-schwulen Stadtfest 2013 noch freudig, während ich dem Regierigen demonstrativ den Rücken zukehrte. Nicht ohne triftigen Grund: Kurz vor der letzten Begegnung sagte mir ein Mitarbeiter aus seiner Kanzlei wörtlich am Telefon: "Und was sollen wir jetzt machen?"
Soviel zu meiner ganz persönlichen Gayschichte und - um auf das Thema § 175 StGB zurück zu kommen - stelle ich fest: Meine Rechte aus Art I Abs 1 und 3 GG der BRD wurden von meiner Geburt am Gründungstag der DDR an im Westen nachhaltig verletzt und werden es noch, indem man mir die Schließung einer "richtigen" bürgerlichen Ehe verweigert. Schadensersatz fordere ich deshalb zwar (noch) nicht für mich, der Tatbestand an sich lässt mich nicht gerade mein Deutschland lieben.
In einem bestimmten Sinne bleibe ich aber durchaus Patriot und gebe gerne weiterhin Nachhilfe in dieser wahrlich globalen Menschenwürde-Frage, denn ich weiß eins:
VENCEREMOS!
Landtagswahl
Sachsen: 10 Prozent für die AfD